Geschätzte Jass-Routiniers, lieber Fabian
Ich wünsche euch allen eine erfolgreiche und gesellige HV. Als Modeberater unseres Jassvereins blicke ich mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Vereinsjahr zurück. Die ersten Monate starteten höchst erfreulich und liessen darauf hindeuten, dass meine Arbeit endlich Wirkung zeigen würde.
Denn mit Stolz durfte ich feststellen, dass gleich bei mehreren Aktivmitgliedern das sogenannte «Flanking» Einzug gehalten hat. «Flanking» bildet sich aus den beiden englischen Wörtern «flashing» (blitzen) und «ankle» (Knöchel). Damit sind die knöchelfreien, beziehungsweise lässig hochgeschlagenen Hosen gemeint. Bei Frauen ist dieser peppige Tragestil schon lange ein Hype und auch beim modebewussten Mann auf dem besten Weg, salonfähig zu werden.
So auch bei unseren Jassern. Selbstbewusst wurden die gut behaarten und bleichen Knöchel zur Schau getragen, was so manchem weiblichen Wesen eine flammende Röte ins Gesicht trieb. Ein echter Hingucker eben!
Weniger erfreulich war die zweite Jahreshälfte. Die ganze Welt schaute auf die bevorstehenden Fashionweeks in Mailand und Paris. Überflüssig zu erwähnen, dass auch ich als Kenner dieser Szene schon ganz «hibbelig» war. Der Rest der Geschichte dürfte allen bekannt sein. Die Corona-Krise hat auch die Modewelt hart getroffen. Sowohl finanziell, als auch in ihrer Sinnhaftigkeit.
Mit dem HomeOffice steigerte sich nämlich die durchschnittliche Tragedauer der gemeinen Jogginghose dramatisch und mauserte sich im Nu zum Verkaufsschlager. Der Triumphmarsch des Gummizugs liess nicht nur mich, sondern auch zahlreiche Berufskollegen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nobel soll die Welt bekanntlich zugrunde gehen – aber weit gefehlt!
Nun, mit der langsamen Rückkehr zur Normalität, werden zu meiner Beruhigung die Beine wieder öfters mit richtigem Stoff bedeckt. Es ist aber keineswegs so, dass ich diese dehnbare Plastikfaser per se verteufle. Als gesunde Beimischung zu einer «gewöhnlichen» Hose sorgt diese für eine angenehme Bewegungsfreiheit untenrum. Die Tage der Jogginghose als öffentlichkeitsfähiges Kleidungsstück sind aber hoffentlich bald gezählt.
Für das kommende Vereinsjahr wünsche ich euch deshalb nebst sportlichem Erfolg auch viel Mut bei der Auswahl eurer Garderobe.
Euer Modeberater
Pascal
